Micro Layout „Gorse Valley“ – Teil 6: Bahnsteig mit Ziegel

Erstellt am Samstag, 17. Februar 2024, zuletzt aktualisiert am Samstag, 2. März 2024

Mein kleines britisches Layout dient nebenbei als Erprobungsträger für allerlei neue Dinge. In dieser Folge geht es vordergründig um den Bau des Bahnsteigs. Dahinter steckt aber noch etwas ganz anderes: die Bahnsteigkante bekommt eine „Finescale“ Ziegelnachbildung –individuell gefärbte Steine in korrekter Größe mit dreidimensionaler Mauer-Struktur.


BAHNSTEIGKONSTRUKTION

Als Grundlage für den Bahnsteig dient – wie bei der Brücke – ein Scalescenes „Bausatz“ mit Modifikationen im optischen Bereich. Die Konstruktion habe ich übernommen. Schon vor dem Schottern des Gleises wurde mittels einer kleinen Bahnsteigkantenlehre ein 1mm-Streifen am Gleisrand entlang festgeklebt, der als Barriere für den Schotter und Unterkante für die Bahnsteigkante dient (damit die Feuchtigkeit beim Schottern den Bahnsteig nicht versaut). Dann werden Querstreifen gesetzt. Hier geht Scalescenes etwas in Richtung Beschäftigungstherapie, denn die Stützen sind dreifach geschichtet. Mehr Stützen aber in einfacher Ausführung würden es fast besser tun. Anyway, an die Stützen kommt dann vorne die Bahnsteigkante dran. Dann wird ein doppelter Boden gebaut, zunächst eine Grundschicht, die oben/innen plan mit der Bahnsteigkante abschließt, und darauf dann die sichtbare Deckschicht mit Randsteinen. Zwischendurch muss immer wieder mit allen möglichen Fahrzeugen getestet werden, ob der Abstand zum Gleis passt.


EINE 3D ZIEGELMAUER IN N

In Teil 4 dieser Reihe hatte ich zum Thema Brücke ja bemerkt: die gedruckten Mauern schauen ausgezeichnet aus, es gibt nur wenige Perspektiven, bei denen die fehlende 3D Struktur auffällt.

Nun ging es an den Bahnsteig, und der sollte eine Kante in Form einer Ziegelmauer haben. Und siehe da, die Ziegel von Scalescenes schauen in N dann nicht mehr ganz so überzeugend aus. Das ist alles so klein, dass die Kontraste verschwinden. Hmm.

Ich nenne einen Schneidplotter mein Eigen, und dieser erlaubt es, diverse Materialien CNC-mäßig zu schneiden und einzuritzen. Es gibt „bedruckbare Vinylfolie“ für Tintenstrahldrucker, die so eine Art weiße Pulverbeschichtung haben, die sich sehr gut bedrucken lässt. Schneidet man in diese Beschichtung mit geringer Messertiefe, entsteht ein feiner, weißlicher Ritz.

Ich habe also ein kontrastreiches Foto einer Ziegelmauer genommen, auf den richtigen Maßstab skaliert (12 Reihen auf 7,5 mm Bahnsteighöhe) und dann in der Plotter-Software über jeden einzelnen Stein ein Rechteck gelegt, entlang dessen der Plotter ritzen soll. Die Ziegelhöhe liegt dabei unter 1 mm. Das klingt mühsam, ist aber recht schnell erledigt, wenn die Mauer am Bild regelmäßig gemauert ist. Sodann wird die Mauer gedruckt, mitsamt Passmarken, die dem Plotter später erlauben, die genaue Position des Motivs wieder einzulesen. Was dann wirklich lange dauert, ist das Plotten. Jeder einzelne Stein wird umrundet. Dabei darf der Plotter auch nicht zu schnell laufen (mein Cameo lief auf Stufe 6), sonst ergeben sich Unsauberkeiten. Aber in der Zeit konnte ich was anderes tun.

Was dabei herauskommt, finde ich optisch sehr überzeugend. Damit es auch so bleibt, habe ich ein paar dünne Schichten matten Klarlack aufgebracht. Dann lässt sich die selbst gemachte „Mauerplatte“ auf die Bahnsteigseitenwand kleben. Natürlich muss etwas gestückelt werden. Solche Mauern möchte ich gerne noch in weiteren Projekten einsetzen.


BAHNSTEIGDECKE

Ich war etwas skeptisch, ob die Bahnsteigdecke in Form eines großflächigen Papierbelags wie von Scalescenes vorgesehen wirklich gut ausschaut. Deshalb bin ich eigene Wege gegangen, und habe 0,5 mm starke Styrodur-Blätter verwendet, deren Oberfläche ich an anderer Stelle schon erfolgreich als Grundlage für grob geteerte Flächen verwendet hatte. Nur die Randsteine mit der weißen Randmarkierung sind aus Papier. Der Kontrast zwischen beiden ist noch etwas stark, aber im Zuge eines späteren „Wheatherings“ wird sich das noch angleichen lassen.


SCHLUSSFOLGERUNG

Die Sache mit dem Bahnsteig hat sehr gut funktioniert. Ich finde die Ziegeln gut, habe allerdings keinen direkten Vergleich was man so mit Mauerplatten zaubern kann. Für Hinweise diesbezüglich wäre ich dankbar.

Für alle, die sowas nachmachen wollen, und als „note to myself“, hier meine „Aha-Momente“:
- in Zukunft würde ich mehr (aber nur einlagige) Stützen nur hinter die Schotterschwelle kleben.
- Die Bahnsteigkante stark (> 1 mm) ausführen, damit sie sich gleichmäßig an Kurven anschmiegt. Ggf. versetzt schichten. Damit die kürzeren Stützen ausgleichen.
- Für typisch britische Ziegelbahnsteigkanten ist meine einlagige Borte oben zu wenig. Drei Schichten müssen es sein.
- Für diese Änderungen ggf. eigene Lehre konstruieren
- Für die Ziegelmauer die Rechtecke sehr genau auf die Steine am Bild anlegen (sonst schaut es unscharf/verlaufen aus)
- Es muss kein Foto sein, auch dieser Ziegelmauergenerator (!) tut gute Dienste: https://www.modelbrickyard.com
- Die generierten Ziegelmuster können in der Plottersoftware sogar automatisch vektorisiert werden, damit spart man sich das Nachzeichnen der Fugen für den Schnitt!
- Bedruckbares Vinyl richtig rum in den Drucker legen :)
- Für Cameo 5: Schnitttiefe 1, Druck 7, Geschwindigkeit 6 (Tiefe 2 sieht besser aus, aber dann ist Vinyl nicht mehr heil vom Träger ablösbar)
Im nächsten Teil wird es um das Bahnhofsgebäude gehen.

Liebe Grüße
Kupzinger