Friederich K., alias "Kupzinger"

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Micro Layout „Gorse Valley“ – Teil 3: Der Fiddleyard

Erstellt am Samstag, 6. Januar 2024, zuletzt aktualisiert am Mittwoch, 10. Januar 2024


Gorse Valley soll eine “Fiddleyard-to-Terminus”-Anlage werden (siehe Teil 1). Entsprechend kommt dem Fiddleyard eine besondere Bedeutung zu. Ich habe verschiedene Varianten für den Fiddleyard in Betracht gezogen. Bisher waren meine Fiddleyards eher einfache Konstruktionen, ein Unterbau mit sehr wenigen Gleisen und viel Platz, um Fahrzeuge abzustellen. Da wurde bzw. wird wirklich „gefiddelt“, also Züge mit dem bekannten Handkran zusammengestellt und wieder aufgelöst. Für Gorse Valley wollte ich aber mal eine etwas aufwändigere Konstruktion ausprobieren, wo Hände nur zum Kuppeln und Entkuppeln benötigt werden und sonst nach allen Regeln der Kunst rangiert wird. Ob das dann noch als Fiddleyard, Schattenbahnhof oder anders bezeichnet wird, sei dahingestellt.

Um die Länge und den Bastelaufwand gering zu halten, wurden Weichen im Fiddleyard vermieden. Zur Auswahl stand entweder ein „Sektor Plate“, also eine Segmentdrehscheibe, oder ein „Traverser“, also eine Schiebebühne, jeweils in Zuglänge. Ich habe mich für einen dreigleisigen Traverser entschieden, mit allseitigen Anschlussgleisen. Ich war zuerst skeptisch, ob sich der Aufwand im Vergleich zu einer Minimallösung mit einem einfachen am Ende drehbar gelagerten Gleis lohnt. Inzwischen konnte ich schon ausgiebig Testbetrieb machen bin überzeugt, dass dies tatsächlich die bessere Lösung ist.

Bei meinem letzten Micro Layout https://www.mobablog.info/blog.php?id=2766 habe ich bereits gute Erfahrungen damit gesammelt, Fiddleyards aus kartonkaschierten Schaumplatten zu bauen. Diese sind schnell gebaut, leicht und trotzdem ausreichend robust. Diese weißen Platten gibt es in verschiedenen Stärken und werden oft im Architektur-Modellbau eingesetzt. Ganz günstig sind sie nicht, aber allzu viel Fläche braucht so ein Spur N Fiddleyard ja auch nicht.

In diesem Fall wollte ich aber einen schwarzen Fiddleyard haben. Meine Tochter und ich sind nach dem Jahreswechsel in ein Künstlerbedarfsgeschäft gefahren und ich war höchst erfreut, dass es diese Platten dort auch in schwarz gab. Generell hätten wir dort den halben Laden aufkaufen können, für die Modellbahn habe ich neben den 5 mm Kapaplatten auch Pinsel, Ölfarbe, Kreiden und Akrylfarbe eingepackt…

Ein Modulkasten war schnell aus den einfach zu verarbeitenden Platten verleimt. Man sollte allerdings widerstehen, Teile temporär mit Klebeband zu fixieren, das geht leider oft nicht spurlos wieder ab. Etwas anspruchsvoller wurde dann der Aufbau. Links und rechts sind 15 cm fixe Abstell- bzw. Zufahrtgleise vorgesehen, dazwischen der 45 cm lange verschiebbare Teil. Letzterer liegt locker auf drei Querbalken auf, um die Reibung so gering wie möglich zu halten. Ich habe damit gekämpft, dass die verschiebbare Platte nicht ganz plan war und sich an den Enden hochgebogen hat. Mit einem Fön, kurzer einseitiger Erwärmung und Einspannen beim Abkühlen ließ sich die Biegung schließlich ausbügeln.

Auch die Gleisausstattung war Gegenstand verschiedener Überlegungen. Letztlich habe ich mich dafür entschieden, die gleichen FineTrax Gleise zu verwenden wie im sichtbaren Teil. So bekommt der Fiddleyard auch ein wertiges „Look & Feel“.

Allerdings war es nicht so einfach, diese Gleise ohne eine große Klebersauerei sauber zu verlegen. Üblicherweise verschwindet dies ja unter dem Schotterbett, nicht aber hier. Ich habe dazu verschiedene Kleber durchprobiert. Der erste Plan war Holzleim, der ließ sich am leichtesten sauber auf die Schwellen aufbringen, hielt aber das Plastik nicht gut genug. Uhu Alleskleber war die zweite Wahl, dieser bleibt etwas flexibel nach dem Trocknen und ist daher aus akustischen Gründen üblicherweise meine Wahl beim Fixieren von Gleisen. Er zieht einige wenige Fäden, die sich aber leicht entfernen lassen. Das hat weitgehend gut funktioniert, aber an den besonders belasteten Enden der Gleise war etwas noch Stärkeres gefragt. Dort habe ich dann Uhu „Alleskleber super“ eingesetzt. Wenn man diesen auf einen Papierstreifen gibt und damit (Kleber oben) unter den leicht angehobenen Gleisenden herumfährt, lassen sich die Gleisenden auch nachträglich recht sauber fixieren. Für eine Anwendung auf längere Gleisbereiche härtet dieser aber m. E. zu schnell aus.

Für den Gleisabstand habe ich mir eine kleine Papplehre geschnitten. Ansonsten sind die Schienen mit Lineal und nach Augenmaß ausgerichtet. Der Gleisabstand am Übergang beträgt 2,5 cm. Damit lässt sich der Fiddleyard auch für Festland-europäische N-Projekte einsetzen (entspricht 4 m in 1:160, Mindestabstand ist 3,5 m).

Alsbald konnte dann der Betrieb aufgenommen werden. Und es zeigte sich: das Konzept geht auf! Der Fiddleyard erfüllt sowohl die Funktion des „Gegenüber-Bahnhofs“, als auch die des Einfahrt-Weichenfeldes von Gorston. So können jetzt zwei Züge unterschiedlicher Zusammenstellung zwischen den beiden Stationen pendeln. Auf beiden Seiten wird jeweils mit Hilfe des Traversers umgesetzt. Fahrzeuge können nach Bedarf auf den Gleisen um den Traverser abgestellt werden. Der Betrieb ist sehr unterhaltsam und kann einen, ggf. sogar mehrere Spieler, einige Zeit beschäftigen.

Bisher ungeklärt ist, wie die zwei Hälften der Anlage mechanisch miteinander verbunden werden sollen. Ich habe verschiedenen Lösungen im Kopf, derzeit sind sie aber einfach aneinandergeschoben. Es braucht so oder so einige Pappstreifen als Höhenausgleich. Die Graham Farish Mk I Waggons laufen so leicht, dass die Anlage exakt waagerecht ausgerichtet werden muss, damit sie nicht weglaufen.

Im nächsten Teil wird es um die baulichen Strukturen im gestalteten Anlagenbereich gehen.

Liebe Grüße
Kupzinger


Drei Varianten für einen Fiddleyard. (1) Hier muss per Handkran gearbeitet werden. (2) Ein Traverser kann eine Reihe von Weichen ersetzen. (3) Minimalvariante: eine lange Segmentdrehscheibe.
Drei Varianten für einen Fiddleyard. (1) Hier muss per Handkran gearbeitet werden. (2) Ein Traverser kann eine Reihe von Weichen ersetzen. (3) Minimalvariante: eine lange Segmentdrehscheibe.
Schnell sind die geschäumten Platten zurechtgeschnitten.
Schnell sind die geschäumten Platten zurechtgeschnitten.
Weitere FineTrax Gleise werden montiert.
Weitere FineTrax Gleise werden montiert.
Durch die schwarze Farbe wirkt der Fiddleyard angenehm zurückhaltend.
Durch die schwarze Farbe wirkt der Fiddleyard angenehm zurückhaltend.
Der Übergang zwischen den Anlagenhälften muss gut ausgerichtet sein.
Der Übergang zwischen den Anlagenhälften muss gut ausgerichtet sein.
Die Gleise werden über blanke Kupferdrähte aus dem Untergrund versorgt. So muss nicht abisoliert werden.
Die Gleise werden über blanke Kupferdrähte aus dem Untergrund versorgt. So muss nicht abisoliert werden.
Hier werden gerade die Gleise am Traverser fixiert.
Hier werden gerade die Gleise am Traverser fixiert.
Der Traverser ist so konstruiert, dass er genau 2 x Gleisabstand, d. h. 5 cm in beide Richtungen ausschwenken kann.
Der Traverser ist so konstruiert, dass er genau 2 x Gleisabstand, d. h. 5 cm in beide Richtungen ausschwenken kann.
Testfahrten offenbarten lästige Höhenunterschiede.
Testfahrten offenbarten lästige Höhenunterschiede.
Grund war die verbogene Traverser-Platte (siehe Haupttext), aber auch sich abhebende Gleisenden. Hier wurde gerade neu geklebt.
Grund war die verbogene Traverser-Platte (siehe Haupttext), aber auch sich abhebende Gleisenden. Hier wurde gerade neu geklebt.
Wenn dann aber alles gut passt, macht der Einsatz des Traversers sehr viel Vergnügen.
Wenn dann aber alles gut passt, macht der Einsatz des Traversers sehr viel Vergnügen.
Ein kleiner Metallknopf dient als Bediengriff zum Verschieben des Traversers.
Ein kleiner Metallknopf dient als Bediengriff zum Verschieben des Traversers.
Blick über einen Großteil der Anlage.
Blick über einen Großteil der Anlage.
Die Class C rangiert mit einem Mark I.
Die Class C rangiert mit einem Mark I.
Üblicherweise stehen zwei Zuggarnituren auf dem Traverser und ein Gleis bleibt zum Umsetzen frei.
Üblicherweise stehen zwei Zuggarnituren auf dem Traverser und ein Gleis bleibt zum Umsetzen frei.
Dampfloktreffen.
Dampfloktreffen.
Zum Schluss: Gesamtübersicht.
Zum Schluss: Gesamtübersicht.

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Folgende Kommentare wurden hinzugefügt:

Phils-Miniaturwelt am Sonntag, 7. Januar 2024
Servus Friederich, wieder ganz großes Kino hier und so ganz nach meinem Geschmack :-) Die Fiddle-Yard-Lösung mit den schwarzen Kapa-Platten finde ich genial - wenngleich ich etwas Sorge in Hinblick auf Stabilität (Verbinden zum Nachbarmodul) und Haltbarkeit hätte, aber ja, einmal ein völlig neuer Ansatz, gefällt mir!
Beste Grüße, Phil

FreddieW am Mittwoch, 10. Januar 2024
Guten Tag Friedrich,
Ein fuer durchschnittliche deutsche Modellbahn Verhaeltnisse aussergewoehnliches Konzept bzw Projekt, das Du sehr detailiert und nachvollziehbar in den 3 Teilen beschrieben hast.
2mm 'Fine Scale' hat schon was fuer sich - ist (leider!?) nicht jedermanns/frau Sache...oft einfach mangels modellbauerischem Geschick / Talent.
Kleine "minimalistische" Moba Anlagen aehnlich dem von Dir beschriebenen Konzept findet man in UK zuhauf - haeufig dem kleineren, fuer die Moba zur Verfuegung stehenden Platz es (die englischen Haeuser bzw Raeumlichkeiten in selbigen sind in der Regel schon betraechtlich kleiner als vergleichbar z B in D.
Obwohl das Konzept (mit Fiddle Yard an beiden oder einem Ende) nicht "meine Sache" ist, bewundern und bestaune Ich oft auf hiesigen Ausstellungen die geradezu akribische Detail Fuelle und minutioese Wiedergabe des jeweiligen Vorbildes bzw Umsetzung einer fiktiven Lokation.
Englische bzw britische Eisenbahn ins Modell umzusetzen ist mitunter sehr viel komplexer als man sich das gemeinhin vor stellt, da es vor 1948 die "Big Four" privaten Eisenbahn Gesellschaften gab mit ihren zahllosen regionalen, operativen, technischen und historischen Eigenarten, die sich auch waehrend der Nationalisierung zu BR weitgehendst erhalten haben und selbst heute, lange nach der Privatisierung von BR ueberall sichtbar und bemerkbar sind.
Gruesse
FreddieW

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