Friederich K., alias "Kupzinger"
Mehr ->Micro Layout „Gorse Valley“ – Teil 4: Eine Brücke aus Papier
Erstellt am Mittwoch, 31. Januar 2024, zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 1. Februar 2024
Den optischen Charakter einer Modellbahnanlage prägt nichts so stark wie die baulichen Strukturen, die darauf dargestellt werden, sprich Gebäude, Brücken, Tunneleinfahrten und ähnliche Dinge. Es kann noch so viel Mühe und Aufwand in die Gleisanlagen oder die Darstellung von Bodenbewuchs, Büschen und Bäumen fließen – das Auge des Betrachters fällt nach meiner Erfahrung erst einmal auf die Kunstbauten. Entsprechend früh im Planungsprozess hatte ich mir schon überlegt, was ich auf diesem Micro Layout als Identifikationsobjekte einsetzen möchte. Da ich keine konkrete Vorbildsituation darstelle, konnte ich die Entscheidung frei und nach persönlichen Vorlieben treffen. Schon seit einiger Zeit wollte ich Kartonmodelle ausprobieren, bei denen einige Merkmale (z.B. Steinmauern) einfach nur mit bedrucktem Papier umgesetzt werden. Ein sehr beeindruckendes und aktuelles Spur-N-Projekte in dieser Technik ist Chandwell (https://www.youtube.com/@Chandwell). Dort werden die Gebäude vom Erbauer selbst konstruiert. Es gibt aber auch mehrere Anbieter, die fertige „Bausätze“, d.h. PDFs zum selbst Ausdrucken anbieten. Da ich mich für dieses kleine Projekt nicht allzu tief in viktorianische Eisenbahnarchitektur einlesen wollte, habe ich mir einige solcher Sets bei scalescenes.com ausgesucht.
Erste Erfahrungen habe ich mit einer winzigen Kohlehandlung gesammelt, die dort gratis angeboten wird. Der Zusammenbau hat unerwartet viel Zeit in Anspruch genommen. Das Testgebäude enthielt aber gleich auch ein paar konstruktive Tricks, auf die ich nicht gekommen wäre. Von so etwas wollte ich mehr sehen!
Für den optischen Abschluss zum Fiddleyard soll die „Plate Girder Bridge“ zum Einsatz kommen. Für um die 5 EUR bekommt man mehrere A4-Seiten Konstruktion (mit diversen Optionen), und eine detaillierte Schritt-für-Schritt-Anleitung. Hier ist es allerdings gar nicht so einfach, den Überblick zu bekommen, welche Teile für meine Wunschoption notwendig sind. Die Konstruktion wird ausgedruckt (ich habe mit Kopierpapier und dünnem Photopapier experimentiert) und mit mehreren Schichten Klarlack versehen. Gerade für letzteren Schritt ist es günstig, wenn man wirklich nur das ansprühen muss, was auch verwendet wird. In den meisten Fällen hat sich normales Druckerpapier als die bessere Wahl herausgestellt, weil sich das dünnere Papier besser verarbeiten lässt (oft muss um Ecken geknickt oder kleine Kartonstücke umhüllt werden). Der Qualitätsunterschied beim Druck fällt nur unter extremer Vergrößerung auf.
Die ausgedruckten Motive müssen dann auf verschieden starke Kartonteile aufgeklebt werden. Mit dem empfohlenen Klebestift habe ich keine gute Erfahrung gemacht. Das mag dann funktionieren, wenn nur die Oberfläche einer Wand durch Umhüllen mit bedrucktem Papier „verschönert“ wird. Wenn aber noch weitere Elemente auf so eine Klebeverbindung aufgesetzt werden, wird sie schnell zur Schwachstelle. Ich bin daher zu dünn aufgestrichenem Leim übergegangen.
Die Brücke war recht aufwändig zu bauen (einige Stunden). Gemessen an einem Kunststoffmodell ist das viel, verglichen zu einem Selbstbau war es ein Kinderspiel. Das Ergebnis war die Arbeit wert. Ein Modell mit bedruckter Oberfläche kann wirklich sehr überzeugend wirken, weil der Aufdruck eben „fotorealistisch“ ist. Das ist eine große Stärke, so etwas bekommt man mit Pinsel und Farbe nicht in dieser Qualität hin. Der auf der Hand liegende Nachteil ist, dass es keine reale Oberflächenstruktur gibt. Das fällt in N aber nur unter bestimmten Licht- und Blickwinkeln auf. Ich denke, dass ich in Kombination mit meinem Schneidplotter hier ggf. noch was rausholen könnte im Sinne von präzisen Schnitten und geprägten Oberflächen.
Hier eine kleine Fotostrecke zum Bau. Viel Vergnügen!
Im nächsten Teil wird es um die Farbe der Gleise und Schotter gehen.
Liebe Grüße
Kupzinger
Die Brücke zeichnet sich durch eine detaillierte Darstellung auch auf der Unterseite aus. Allerdings habe ich das „Wellblech“ auf der Unterseite nur mit Farbe behandelt und nicht nach Anleitung hier ein gedrucktes Foto eingearbeitet – zumindest in N halte ich es für unmöglich ein Papier in diese feinen Rillen einzuarbeiten.
Die Brückenträger haben eine schöne 3D Struktur. Die aufgedruckten Nieten machen sich gut.
Aufgrund der Vielzahl von bedruckten Blättern, Reststücken, Anleitungsseiten etc. entsteht schnell ein kreatives Chaos.
Die Brücke bekommt noch Rauchspuren. Ich habe mir dafür Künstlerkreiden besorgt. Viel günstiger und viel mehr Farbtöne als was als Pulverfarben-Sets angeboten wird…
Es gibt auch eine Höhenschablone. Die Brücke wird aufgrund des engen britischen Lichtraumprofils („Loading Gauge“) sehr niedrig.
Hmm. Etwas eng ist sie schon geraten… Zu schmal?
Die gemauerten Brückenlager sind weniger aufwändig und schnell angefertigt.
Letztlich habe ich entschieden, die Brücke nochmal etwas breiter zu bauen. Da war zu wenig Platz für heraushängende Lokführerköpfe!
Die Class C in der Abenddämmerung wird gleich unter der Brücke herfahren
Auch die 5MT beteiligt sich am Probebetrieb
Ich bin zufrieden und werde diesen „Bausatz“ wohl in abgewandelter Form auch bei meinem Projekt „Mallaig Junction“ einsetzen.
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Folgende Kommentare wurden hinzugefügt:
FreddieW am Mittwoch, 31. Januar 2024
Hallo Friederich,
Sehr schoen, dass Du hier auch einmal auf das, finde Ich, ganz hervorragende Baumaterial Karton bzw Papier Hinweisst.
Ich finde, dass Karton und / oder Papier als Moba Baumaterial viel zuvstraeflich vernachlaessigt und unterbewertet wird. Damit zu bauen ist allerdings oft auch ein viel anspruchsvollere Haus nummer als Plastik oder Laser cut.
Aus den verschiedensten aber nahe liegenden Gruenden bauen die englischen Moba Kollegen sehr viel mit Karton / Papier und Zauber dabei ganz hervorragende Sachen, oft nach Original planen oder Fotos.
Falls Du diese englischen Anlage noch nicht kennst ("Wrenton") - die ist sehenswert
http://www.roger-beckwith.co.uk/mr/
Neben vielen anderen (GB) Anbietern sind die Sachen von 'scalescenes' ganz hervorragend, sowohl in Farbechtheit, Detail und Druckwiedergabe (habe selber vieles fuer eine Club Anlage gebaut).
Gruesse
FreddieW
Gloucestershire UK
Sehr schoen, dass Du hier auch einmal auf das, finde Ich, ganz hervorragende Baumaterial Karton bzw Papier Hinweisst.
Ich finde, dass Karton und / oder Papier als Moba Baumaterial viel zuvstraeflich vernachlaessigt und unterbewertet wird. Damit zu bauen ist allerdings oft auch ein viel anspruchsvollere Haus nummer als Plastik oder Laser cut.
Aus den verschiedensten aber nahe liegenden Gruenden bauen die englischen Moba Kollegen sehr viel mit Karton / Papier und Zauber dabei ganz hervorragende Sachen, oft nach Original planen oder Fotos.
Falls Du diese englischen Anlage noch nicht kennst ("Wrenton") - die ist sehenswert
http://www.roger-beckwith.co.uk/mr/
Neben vielen anderen (GB) Anbietern sind die Sachen von 'scalescenes' ganz hervorragend, sowohl in Farbechtheit, Detail und Druckwiedergabe (habe selber vieles fuer eine Club Anlage gebaut).
Gruesse
FreddieW
Gloucestershire UK
claudio.ludwig am Donnerstag, 1. Februar 2024
Das sieht alles sehr stimmig aus! Gefällt mir sehr! Danke für das zeigen des Papierbausatzes, sieht nach einer interessanten Methode aus, die ich vllt auch mal ausprobieren werde. :)
Viele Grüße
Claudio
Viele Grüße
Claudio
Kupzinger am Donnerstag, 1. Februar 2024
Hallo Kollegen,
Danke für eure Kommentare, freut mich sehr. FreddieW, danke auch für den Link zu Wrenton, die Anlage kannte ich noch nicht. Lustigerweise basiert sie teils auf Gebäuden in Finchingfield. Dort ergab es sich dass ich mit meiner Familie meinen 16. Geburtstag gefeiert habe. Das ist 28 Jahre her.... völlig vergessen, aber die Fotos haben mich erinnert :)
Liebe Grüße
Kupzinger
Danke für eure Kommentare, freut mich sehr. FreddieW, danke auch für den Link zu Wrenton, die Anlage kannte ich noch nicht. Lustigerweise basiert sie teils auf Gebäuden in Finchingfield. Dort ergab es sich dass ich mit meiner Familie meinen 16. Geburtstag gefeiert habe. Das ist 28 Jahre her.... völlig vergessen, aber die Fotos haben mich erinnert :)
Liebe Grüße
Kupzinger
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